Am 4. Dezember ist der International Open Data Hackathon Day!
Dazu findet auch in Wien ein Hackathon statt, zu dem natürlich Jede(r) herzlichst eingeladen ist! Ziel ist es, mit den bereits direkt oder indirekt vorhandenen, öffentlich zugänglichen Daten (Wetterdaten, Verkehrsinformationen, Budgetkürzungen, etc.) vor Ort Applikationen zu entwickeln.
Ein tolles Beispiel für so eine Applikation ist die Öffi-App für Android von Andreas Schildbach. Er schafft es europaweit an Daten zu gelangen, die sonst oft nur in den “closed garden” der jeweiligen Nahverkehrsunternehmen vorhanden sind, hier ein paar Screenshots davon:



Solche Apps sind wichtig, um zu zeigen was man mit diesen Daten noch alles anstellen könnte, wenn sie offiziell frei verfügbar wären!
Ich habe via Email mit Andreas Schildbach ein Interview geführt, in dem er erklärt wie seine App funktioniert und was die Zukunft bringen kann:
Kannst Du dich bitte kurz vorstellen?
Ich habe als 7-jähriger meine Berufung gefunden: Coden, coden, coden… Zuerst einen programmierbaren Taschenrechner, den mein Vater der Arbeit entliehen hat. Später ZX81, C64, Amiga (jeweils Assembler). Dann habe ich eine längere Programmierpause eingelegt, da ich mich nie richtig mit C und dessen Derivaten anfreunden konnte. Erst mit Java und der Gewißheit, endlich “meine” Hochsprache gefunden zu haben, griff ich dann auf dem PC wieder voll in die Tasten. Projekte hatte ich viele, neben Öffi ist vielleicht noch 3moves.net erwähnenswert, einer Platform für klassische Strategiespiele (Schach, Dame, u.s.w.).
Wie kamst du auf die Idee zur “Öffi”-App?
Ich war lange Zeit neidisch auf “FahrInfo Berlin” (von Jonas Witt), von dem ich allerdings mangels iPhone in meinem Bekanntenkreis nur einen Screenshot kannte.
Wie viele Städte werden mittlerweile mit der “Öffi”-App abgedeckt?
Theoretisch alle in Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien sowie die wichtigsten Haltestellen im Rest Europas und den angrenzenden Ländern. So richtig überprüfen kann ich das jedoch nicht, dazu sind es mit knapp einer Millionen zu viele. Regionale Verkehrsnetze sind derzeit 27 abgedeckt.
Wie funktioniert “Öffi”?
Öffi ist eigentlich nur ein spezialisierter Web-Browser. Man gibt Anfragen ein, im Hintergrund reicht Öffi diese Anfragen an die Auskunftsdienste der Verkehrsunternehmen weiter. Die Ergebnisse werden freilich etwas übersichtlicher als auf den Webseiten der Verkehrsunternehmen dargestellt.
Willst du auch sagen wie viele Downloads die App bis jetzt hat?
Um die 100.000.
War die OpenData-Thematik für dich bei der Entwicklung von ‘”Öffi” wichtig oder ging es dir eher um den Nutzen?
Der Hauptgrund für die Entwicklung von Öffi war, daß ich schon lange endlich mal ne mobile Applikation entwickeln wollte. Mein erstes Android-Smartphone hatte ich mir im November 2009 gekauft, und nach 2 Monaten rein konsumierender Nutzung hatte ich genug – ich war entschlossen, loszulegen. Was liegt näher, als eine App zu entwickeln, die (fast) jeder braucht? An OpenData hatte ich weniger gedacht, auch wenn dieser Ideologie sehr zugeneigt bin. Aber die Idee ist, möglichst viele Leute vom Auto weg in “die Öffis” bringen.
Wie bist Du zu deinen ersten Daten gekommen? Bist du immer den “offiziellen” Weg gegangen?
Was ist denn der offzielle Weg?
Der offizielle Weg wäre die Unternehmen anzusprechen und zu fragen, ob sie z.B. eine API haben um an die Daten zu gelangen. In Wien haben .z.B. die Wienerlinien einer Firma die Exclusivrechte für die Nutzung der Echtzeitdaten verkauft. Bist du jemals diesen Weg gegangen?
Ja.
Ist es mittlerweile für Dich einfacher, an die Daten zu gelangen? ist die Kooperationsbereitschaft gestiegen?
Ich bin inzwischen schneller darin, ein neues Verkehrsnetz abzudecken. Weitere Kooperationen haben sich nicht ergeben.
Hast Du schon Probleme gehabt (z.B. Server-IP gesperrt, Abmahnung, etc.)?
Keine ernsthaften Probleme. Manchmal ändern sich unangekündigt Datenformate, was dann schon mal zu einem stressigen Feierabend führen kann. Ein nicht funktionierendes Verkehrsnetz betrifft schnell eine fünfstellige Anzahl von Usern, von denen nicht wenige nach eigenen Angaben von Öffi abhängig geworden sind
Welche Städte sind aus deiner Sicht am offensten? Wo ist es unmöglich, Daten zu bekommen? Wie reagieren die Verantwortlichen wenn Du sie nach einem Zugang zu den Daten fragst?
Am offensten sind die Städte, die Ihre Daten direkt unter eine offene Lizenz stellen. Ich glaube, Vorreiter sind hier London und San Francisco. Dann gibt es Verkehrsnetze, die nur nach Unterzeichnung einer Nutzungsvereinbarung einzelne Apps unterstützen, z.B. Linz und Berlin-Brandenburg. Super offen ist das nicht, aber immerhin besser als nichts.
Auf der anderen Seite reagieren viele Unternehmen gar nicht auf Anfragen. Es gibt einige Verkehrsnetze, die unter Hinweis auf eine kommende Eigenentwicklung keine Unterstützung geben. Ein paar dieser Apps sind inzwischen erschienen; bei der technischen Umsetzung gruselt’s mich mitunter…
Recht offen gehen glücklicherweise fast alle Verkehrsunternehmen mit der Einbindung ihrer schematischen Netzpläne um. Die einzige Bedingung, die üblicherweise gestellt wird, ist, dass der Plan immer aktuell gehalten wird.
Wie kommst du an die Österreichischen (Wiener Linien, ÖBB) Daten?
Siehe oben, über die ÖBB-Auskunft.
Schauen sich die jeweiligen Verkehrsbetriebe deine App an? Wenn ja, wie reagieren sie darauf?
Die offiziellen Ansprechpartner haben noch nie einen Kommentar zu Öffi abgegeben, ich habe aber auch nicht groß gefragt. Ich bekomme aber viele positive Kommentare von ÖPVN-Mitarbeitern, die Öffi privat bzw. inoffziell im Einsatz haben.
Wie wichtig siehst Du, in Bezug auf OpenData, solche Applikationen?
Ist nicht OpenData etwas anderes? Will man bei OpenData nicht, dass die Nutzer nicht nur konsumieren, sondern auch erzeugen? Öffi ist im Moment nur ein verlängerter Arm der Verkehrsunternehmen, mehr nicht.
Im ersten Schritt ist es auch OpenData, dass solche, von den BürgerInnen bezahlte Daten frei für jeden zur Verfügung gestellt werden, insofern ist das definitv OpenData
Wichtig für OpenData fände ich eine App, die beispielsweise anhand von Bewegungsprofilen neue Haltestellen “findet” oder Verspätungen erkennt. Würde man all diese Daten mashen, könnte man ganz neue Anwedungen bauen.
Was wird die Zukunft hier bringen? Wie wichtig ist OpenData? Was wird sich verändern?
Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Ich kümmere mich lieber um das, was jetzt ist. OpenData finde ich wichtig für die Gesellschaft, und ohnehin unvermeidbar. Schon vor dem Internet haben sich über kurz oder lang alle Informationen verbreitet, die verbreitenswert waren. Durch die Vernetzung geht es halt noch schneller.
Vielen Dank für das Interview!
Andreas ist übrigens auch Mitentwickler von Blinkendroid, wer das noch nicht kennt dem sei dieses Video empfohlen:
ich hoffe wir sehen uns am 4. Dezember beim Hackathon!
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